Mal angenommen,
man wäre ganz fürchterlich büromüde.
Die Augen würden brennen. Die Gewichte, die die Lider herunterzögen, wären pfund-, nein kiloschwer.
Alle Gedanken, seien es produktive, seien es immerhin irgendwelche, brüteten ergebnislos vor sich hin.
Da läge doch der Gedanke nahe, den Forderungen des Körpers, des schwachen, nachzugeben und auf dem Bürostuhl, dem mit den fünf Rollen und der Vertikaldrehmöglichkeit, eine Position einzunehmen, die dem unvermutet Eintretenden den Rücken zeigte.
Das böte die Möglichkeit, im Falle des Eingenicktseins, die Geräusche des Türöffnens, etwa durch den Boten, im Unterbewussten zu registrieren, die Augenlider, die oben erwähnten, zu öffnen, das Sprachzentrum zu aktivieren, und auf das „Moin“ des Boten, ein äquivalentes Geräusch zu generieren.
Angenehm wäre das Ganze nicht, weil die brutal zeitgeraffte Aufwachphase das vegetative System wie ein Schlag träfe. Als gesund könnte man dieses Geschehen auch nicht einstufen, weil, wie man vermuten darf, Adrenalin und vielleicht sogar, bei einem männlichen Schläfer, Testosteron ausgeschüttet werden würde, das im Körper, man weiß das ja, so Einiges anrichtet.
Die Regenerationsvorteile, die der Büroschlaf dem Körper zugute kommen lassen würde, würden aber vielleicht doch die möglichen nachteiligen Folgen durch den störenden Boten überwiegen.
Rein illustrativ sei hier noch darauf hingewiesen, dass die Extremitäten dazu neigen, wie der Volksmund sagt, „einzuschlafen“, wenn dem Körper während des Schlafes nicht die Haltung gegönnt wird, die allgemein gebräuchlich ist: die liegende Haltung.
Der Vertikalschlafende, speziell in Büros, neigt dazu, seine Stellung, etwa durch Hochlegen der Beine abzusichern. In diesem genannten Fall, das ist empirisch erwiesen, „schlafen“ die Beine, und zwar beide, ziemlich zuverlässig ein.
Kommen wir nun zum schlimmsten Fall der Fälle.
Man schliefe, in oben beschriebener Haltung, seinen eingeschränkt gesunden Schlaf.
Die Tür öffnete sich, der Chef träte ein.
Sein „Guten Morgen“ drängte durch das Unterbewusste in die reale Welt. Das explosionsartig ausgeschüttete Adrenalin befähigte den Körper des öffentlich Bediensteten zu einer Halbkreisdrehung, das Gehirn würde „Habacht!“ befehlen.
Aber der Körper würde versagen, weil die eingeschlafenen Beine wegsacken und den Untergebenen vor den Augen des Vorgesetzten zu einem jämmerlichen Haufen zusammenfallen lassen würde.
Sind dat nu DIE Probleme eines (ausgeschlafenen?) Beamten dieser tage ??
Manueller Trackback:
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Erkennt denn Niemand die Tragik, die hinter dieser fiktiven Situationsbeschreibung steckt?
Nein.
Mich erinnert das an eine korpulente Patientin, die nachts zu Hause auf dem Nachttopf das Gleichgewicht verlor und sich mehrere Frakturen zuzog, als sie seitlich aus dem Bett kullerte.
Das Leben ist nicht nur für Beamte lebensgefährlich.
Ich finde, die Tragik dieser Situation relativiert sich erheblich durch den Umstand des Einzelbüros:)!
Ich sehe schon, dass der einsame Beamte mit Einzelzimmer seinen Kampf mit den Gefahren des Büroschlafs ganz alleine ausfechten muss.
Darin liegt doch eine gewisse relative Tragik, oder etwa nicht?
Es ist trotzdem ein sehr vergnüglicher Text
Das Einzelzimmer hast du doch nur wegen deiner Sägerei. Dabei kriegt in einem Großraumbüro doch keiner ein Auge zu!