Ischgl

Vier Tage Saison-Abschluss-Skilaufen in Ischgl. Da ist man ja total in!

So geht die Luzie ab:

Morgens aus dem Koma zu den Lebenden auftauchen, Frühstücks-Brunchen im Hotel Elisabeth, rauf auf die Piste. Heizen was das Zeug hält, natürlich auch auf Schweizer Pisten. Mittags auf der Hüttn eine Pizza für 9 Euro und ein Radler für 3 Euro oder eine fettige Currywurst mit noch fettigeren Pommes für was weiß ich wie viele Euronen. Wer denkt denn schon ans Geld.

Dann singt Alanis für Zehntausend, die im Schneematsch stehen und Bier aus Plastikflaschen (3 Euro) saufen. Die Event-Freaks kommen allerdings in Straßenschuhen und saufen mitgebrachten Jägermeister. Rundherum stehen die schneebedeckten Bergriesen in der Sonne, die mit dem Kopf schütteln würden, wenn das ginge.

Nach dem Abgondeln (die Talabfahrten sind Sch..) sofort in Skiklamotten an die Outdoor-Schatzi-Bar; Bier her und In-Sein. Auf Fässer sind Bretter gelegt und auf den Brettern tanzen Gogo-Girls. Eine von denen fällt durch aufgespritzte Lippen und einen keimfrei hirnlosen Gesichtsausdruck auf. Zu der Hammermusik tanzt ununterbrochen mit durchgängig koitalen Bewegungen ein Pärchen. Er hat alles was einen Zuhälter auszeichnet. Muckis, einen ganz tiefen Haaransatz, wulstige Belmondo-Lippen, überall Gold. Besonders das riesige Kreuz mit entsprechender Ankerkette aus Gold flößt Ehrfurcht ein. Gesoffen wird von beiden warmer Jagertee in Serie und am eindrucksvollsten ist, dass sie bei ihrem Erotic-Dance nie die Glimmstengel ausgehen lassen.

So um fünf Uhr guckt man sich das ganze Gedröhne noch mal aus dem vierten Stock an und wird von den Kumpelinnen und Kumpels auch auf einen Whiskey eingeladen, weil es ja nun gleich ins Dorf geht.

Ins Dorf wird man durch den Dorftunnel über Laufbänder transportiert und kommt dann zum ersten Programmpunkt, in die Trofana-Alm. Hier zelebriert der DJ, der nach der Saison in Ischgl sofort nach Malle in den Ballermann jetten wird. Da man sich wegen des Lärms nicht verständigen kann, muss man alles mit Körpersprache machen und bei den einschlägigen Saufliedern mitschreien und mit den Armen wedeln. Oldies machen da auch hemmungslos mit, weil man in Ischgl eben jung ist, auf Teufel komm heraus. So viele alte Schabracken, die sich für jung halten, werde ich erst im nächsten Jahr in Ischgl wieder sehen.

Da die Trofana-Alm um sieben Uhr (oder so) zum Speiselokal mutiert, zieht die ganze Meute durch die Dorfstraße zum Kuhstall um, wo die Prozedur unverändert weiter geht. Da laufen so Mädchen in roter Uniform herum, die
professionelle Promille-Messung gegen Gebühr anbieten. Was soll man da antworten, wenn sie dich ganz freundlich fragen: „Willst Du mal blasen?“. Neben mir hat ein junger Mann, der nicht mehr artikulieren kann, einen Wert von 3,45 Promille. Ich habe einen Zeugen.

Die Jungen und Starken kommen dann um zwei, drei oder vier Uhr wieder ins Hotel, weiter siehe oben.

Ich gehe um neun oder zehn Uhr ins Bett. Schließlich ist man ja zum Skilaufen hier.