Da bin ich mal zu Fuß vom Büro nach Hause gegangen, weil es morgens fahrradungeeignet geregnet hatte.
Und schon sind die Wahrnehmungen ganz andere.
Mit dem Fahrrad ist man als Mann ja in einer geschlechtspezifischen Wettbewerbssitution. Man tritt in die Pedalen wie ein Blöder, um alle anderen Mitbewerber so schlecht wie möglich aussehen zu lassen. Dabei bleibt dann keine Zeit mehr zu feinsinniger Naturbeobachtung. Das Gerangel in der gruftartigen, mit Fahrrädern überfüllten Remise des Arbeitgebers, schlägt dabei zusätzlich aufs Gemüt.
Der Fußgänger hat einen ganz anderen, bodenständigen Kontakt zu seiner Umwelt. Er hat die Chance, Eindrücke aufzunehmen und zu verarbeiten. Der Weg von der Arbeit nach Hause ist zeitlich nicht limitiert. Deshalb ist Schlendern erlaubt.
Die Direttissima, die man ja mit dem Fahrrad einhält, um immer wieder verbesserte Fahrtzeiten zu erzielen, ist für den Fußläufigen nicht angesagt. Vielmehr ist der Schlenker, der Weg durch den Park, als kreativer Einfall einzustufen.
Unter dem grünen Blätterdach des Schrevenparks ist es angenehm ruhig. Nach dem Regenguss von vorhin dampft es aus dem Rasen. Reminiszenzen an vergangene Friedhofsbesuche stellen sich ein.
Das Gehirn, in dem in einem nicht definierten Bereich ständig darum gerungen wird, mal wieder etwas zu bloggen, brütet einen Gedanken aus. Flupp, schon fällt der Gedanke vor deine Füße und will nun breit getreten werden.
Ja klar, wieso gibt es denn noch keinen Friedhof für verstorbene Blogs?
Die Blogger, die noch aktiv sind, können in besinnlichen Augenblicken dann diesen Friedhof besuchen und vor dem einen oder anderen Blogstein verharren. Wenn sie das verblichene Blog kannten, werden sie sich erinnern, wenn nicht, kann es vielleicht angenehme oder auch wehmütige Gedanken hervorrufen.
Und, wer weiß, dermaleinst wird dein Blog dort dem Schicksal des Vergessens entgehen!
Eine fürchterliche Vorstellung. Es sind verräterische Spuren, die man mit einem Blog hinterläßt.
Um gotteswillen bitte nicht noch dazu in Stein gemeisselt. Das wäre noch schwieriger zu löschen.
Gibt es doch. Siehe hier.
Nicht (nur) Blogs, sondern allgemein verstorbene, verlassene, verwaiste Websites bietet Ghostsites.
Danke für den Hinweis. Ich guck mir das mal an.
Wenn man das schöne Gräberfeld der blogs (heißen sie so?) sieht, möchte man am liebsten ein toter blog sein! Obwohl ich für mich die Grabplatte lieber quadratisch hätte. Ein Kubus, halb in, halb aus der Erde.
Mein alter Freund Arik Brauer hat schon recht, wenn er singt: Als Toter hast am Leben viel mehr Freud!
Die Bloggosphäre (oder Bloggerwelt, wenn Du willst) ist ein Friedhof. Ein Ideenfriedhof, ein Friedhof der Worte und Hoffnungen. Ob die Blogs selbst auch schon tot sind, oder noch zappeln, ist absolut belanglos.