Mein Leben

von Marcel Reich-Ranicki habe ich für 7 Euro antiquarisch gekauft. Heraus fiel die links abgebildete Postkarte. Folgendes habe ich entziffert:

Herr Königl. Obergärtner u. Gartenarchitekt
Georg Potente

Sanssouci Potsdam
Maulbeerallee 3
(Briefmarke gestempelt mit “DEUTSCHE SEEPOST 13.11”, zusätzlicher Poststempel “Potsdam 16.11.02″)

Liebes Brüderchen!
Das ist hier einfach herrlich. Sitzen behaglich an Bord ???? auf Deck der R.P.D.”König Albert”.
Bei schönstem Sonnenschein, liegen auf bequemen Stühlen und lassen uns die wohltuende Seeluft um unsere klassischen Nasen wehen. Gelt? Das ist ein Götterleben! Fürstliche Verpflegung. Auf Euer Wohl einen kräftigen Schluck deutschen Bieres
Prost und Gruß Franz.

Die Schönheit der Meeresfahrt ist unbeschreiblich nur für ??? zu ruhig. Leider kommen wir schon heute Mittag nach Neapel. Möchten am liebsten noch weiter(?) nach Port-Said in 3 Tagen.
Das wäre ein Späßchen für die guten Casselaner (?)
Franz ist ebenso begeistert vom Wasser wie ich. In Genua haben wir bei den üppigen Palmen und Blumen viele … Brüderchen gedacht
In Liebe Eure Else

Für Neapel. Poste restante. 14 Tage. 13.11.02.

Dieser Georg Potente ist nun kein Unbekannter, wie man dem nebenstehenden, noch erhältlichen Buch von Jörg Wacker entnehmen kann. Aus der ergoogelten Dissertation von Jörg Wacker über besagten Potente kann man tatsächlich entnehmen, dass Georg Potente im Jahr 1902 in die Dienstwohnung Maulbeerallee 3 in Sanssouci eingezogen ist. Das Buch kostet 128 Euronen. Ganz schön teuer.
Weitere Informationen z.B. unter maerkische allgemeine.de (jetzt leider kostenpflichtig archiviert). Hieraus ein Zitat:


Die Nationalsozialisten kündigten dem Gartendirektor 1938 wegen seines Freimaurertums. Beim Einmarsch der Roten Armee in Potsdam wählte er den Freitod.

4 Gedanken zu „Mein Leben“

  1. Ich hab an den Autor Wacker, der vermutlich bei der Gartendirektion von spsg.de arbeitet, eine Mail geschickt. Mal sehn ob ein Echo kommt.
    ‘Mein Leben’ war ein Buch, das ich seit langer Zeit mal wieder in einem Rutsch durchgelesen habe.

  2. Zweimaliges E-Mailiges Anklopfen vor langer, langer Zeit hat kein Echo hervor gebracht.
    Damit ist die Sache erledigt. Die Postkarte bleibt uns erhalten. Ich hoffe nicht, dass sie bei Umzugswirren verloren geht.

  3. Guten Tag!
    Die Karte der “König Albert” und seines Kapitäns ist sehr interessant. Ich forsche zum Münchner Verleger Albert Langen (1869 – 1909). Seine Lebensgefährtin unternahm im August 1904 eine Reise auf diesem Schiff und unter dem Kapitän Charles Polock. Darum wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir einen scharfen scan beider Seiten der Karte zusenden könnten (sicherlich wollen Sie die Karte ja nicht veräußern?). Für die dabei entstehenden Kosten will ich gern aufkommen.
    Danke und herzliche Grüße,
    Detlef Seydel

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