Warum

steigt ein Mensch am späten Nachmittag in einen Bus und sucht sich einen Platz in der Hoffnung, auch den anderen Platz für die Nacht für sich zu haben?

Warum erträgt er das Unvermeidliche, dass sich ein weiterer wildfremder Mensch neben ihn setzt, weil der Bus nämlich bis auf den letzten Platz besetzt ist?

Warum muss er jetzt, aus unerfindlichen Gründen mit diesem Menschen ein Gespräch anfangen, das sich um das Wetter, das Skifahren und die Unbequemlichkeiten des Busfahrens dreht?

Warum muss der Mensch, mit einem langsam schmerzhaft werdenden Druck auf seine Blase fertig werden, weil er sich der gesellschaftlichen Ächtung aussetzen würde, wenn er die mikroskopisch kleine Bustoilette aufsuchen würde (“und bitte liebe Leute, benutzt die Toilette nur im äußersten Notfall! Wir machen häufig genug Pinkelpausen.”)?

Warum windet man sich in einer todesmutigen Aufwallung dann doch die lange Sitzreihe entlang, um sich in das Notdurftetui hineinzuschrauben? Die Verrichtung ist unter diesen Verhältnissen besonders schwierig, weil unter der schon lange ertragenen Anspannung offenbar sämtliche beteiligten Groß- und Kleinmuskeln ihre Wasserablassunterstützung verweigern.

Warum, nachdem endlich doch die Erleichterung stattgefunden hat, ist partout der geheime Spülmechanismus nicht zu finden?

Warum biegt der Bus, nachdem sich ein Knopf in einer total unergomischen Ecke der Notdurftfolter als Spülknopf erwiesen hat, sofort nach dem Verlassen des Stätte des Versagens auf den Autobahnrastplatz ein, wo alle bequem in turnhallengroßen Bedürfniseinrichtungen pullern können?

Warum muss man in dem völlig überheizten Bus ununterbrochen Scheißschlager ertragen, die zwangsabgedudelt werden?

Warum leiht man sich für 5 Euro einen Kopfhörer, um einen von RTL einschließlich Werbepausen abkopierten Julia-Roberts-Verschnitt-zuletzt-heiratet-Sie-doch-Mist-Film mithören zu können?

Warum, verdammt noch mal, kann man in bandscheibenschädigender Sitzhaltung, nach dem dieser Kackfilm nach Mitternacht endlich aus ist, kein Auge zu bekommen, obwohl man die Augen natürlich krampfhaft geschlossen hält?

Warum, will die Blase schon wieder ihr Recht?

Warum ist der anvisierte Gang nach Canossa zum Klo so stark erschwert, ja fast unmöglich?

Ja warum wohl? Weil sich nämlich die hartgesottenen Typen weiblichen und männlichen Geschlechts im Mittelgang des Busses zum Schlafen hingelegt haben und rotweinbeseligt glücklich vor sich hin pennen!

Warum ist der Gang zum Klo gefährlich? Weil man mit affenartiger Geschicklichkeit den Mittelgang entlang turnen muss. Wer möchte dabei schon einer Schlafenden auf die Wange treten? Sie etwa?

Warum, ja warum nur, steigt man völlig gerädert, mit abgrundtiefen Ringen unter den Augen schlussendlich beim Hotel aus, schleppt Skier, Koffer und Klamotten von X nach Ypsilon, restauriert sich notdürftig unter Zeitdruck, übersteht das Gerangel um Leihski, Bindungseinstellung, Skipassbesorgungswidrigkeiten, schafft auch noch die übermenschliche Anstrengung, in die kalten Skistiefel einzusteigen (nur Skifahrer wissen, wovon ich spreche)?

Leute, ich glaube ihr wisst die Anwort.

13 Gedanken zu „Warum“

  1. Sind wir nicht alle auf die eine oder andere Art Bluna, Gaga … ?

    Aber für oben Beschriebenes muss man dann doch schon eine gehörige Portion Leidensfähigkeit mitbringen bzw. einen gewissen Hang zur Selbstqual besitzen.

  2. Wer Ski läuft, muss auch leiden können. Der Veranstalter bietet ein Komplettpaket einschließlich Bus-Transfer, Hotel und Ski-Betreuung an. Das hat seine Vorteile. Mit dem eigenen Auto würde ich z.B. nicht mehr in die Alpen fahren. Dann schon lieber die dicken Augen nach zwölf Stunden Busfahrt.

  3. Wenn man nur lange genug wartet, gibt der Fragensteller die Antwort selbst: Wer Ski (läuft) fährt, muß auch leiden können.

    Zum Trost: in meinen jungen Jahren gab es keine Lifte sondern Steigfelle, ein Super-Fitnesstraining mit anschließender Tiefschnee-Abfahrt. Das Schönste wo gibt!

    PS:
    Darf ich mir den “Alter Sack bloggt” klauen?

    PS:
    Der Ole aus Absurdistan fliegt heute für 3 Euro nach Irland …

  4. Es gibt diese Idealisten immer noch, die vor Sonnenaufgang aufbrechen und stetigen Schrittes auf Skiern (mit Spezialbindung) den Berg hinaufsteigen. Man sieht diese Menschen, während wir Pistensäue abwärts rutschen und hochliften. Meine Hochachtung!

    Der “Alte Sack” wurde mir auch freundlich geschenkt. Nimm ihn und werde froh, wie der Mops im Paletot.

    Muss der Ole sich an den Tragflächen festhalten?

  5. Das glaub ich nicht, bei diesem Wetter wäre das ungesund.
    Ich denke da eher (gut eingewickelt)an die Frachtluke. Wenn er Glück hat, gibt’s sogar einen Stehplatz mit Halteriemen, wie früher in der Tram.
    Wir werden’s erfahren, das ist ein braver Bub. Ich freu mich schon auf seinen Bericht.

  6. UNglaublich: Kommentare aus fremden Laendern, die unter erschwerten B4edingungen(fremde olle Tastatur) eingetipt werden, wrden entweder ignoriert oder uebersehen!!

    INdignierte Gruesse aus Panama
    K
    ps: Toller Tag heute auf Katamaran mit SChnorcheln, frischer Ananananas & Biehier

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