Faux Pas

Zeitlich konform mit den großen Sterbefällen dieser Welt fand die Trauerfeier für meine Ex-Schwiegermutter statt.

Dabei musste ich feststellen, dass mir die Eignung für Ereignisse dieser Art fehlt.

Schon rein materiell bin ich nicht auf eine Trauerfeier in einer
Friedhofskapelle in der Stadt Schleswig an der Schlei vorbereitet.

Von Tante I. und Onkel E., die am nächsten Tag zum Geburtstag meiner Mutter gekommen waren, kam dann die Bemerkung: “Hier in Schleswig ziehen wir bei einer Beerdigung dunkle Sachen an..”.

Unser Auftritt in der Kapelle (meine Mutter hatte ich noch dabei) war wohl auch sonst noch mit Formfehlern behaftet. Wir sind ohne Umstände in die nächste noch freie Bankreihe geschlüpft.

Richtig wäre es wohl gewesen, im Mittelgang nach vorne gegangen zu sein, vor dem Sarg gesenkten Hauptes verharrt zu haben, den bereits Anwesenden nach der Gedenkminute diskret zugenickt zu haben und dann den Platz nach einem kurzen, stehend verichteten Gebet, eingenommen zu haben.

Die abzusingenden Lieder kannte ich nicht. Die Worte der Pastorin berührten mich nicht.

Das Fernsehen war auch nicht da.

Bericht aus den Bergen

Da im Moment ja nichts wichtiger ist als das Skilaufen, hier einige Bemerkungen zu diesem Thema:

Wir, Mann, Frau und Kind waren gerade acht Tage lang auf Skiern. Mit dem Bus fuhren wir des Nachts von Kiel in die Berge und nach einer guten Woche wieder nächtlich in umgekehrter Richtung nach Hause.

In Kiens, das liegt zwischen Bruneck und Brixen, nicht weit vom Brenner, ging es dann jeden Tag früh um viertelvorneun mit dem Bus zum Kronplatz und nachmittags um halbfünf wieder in das Hotel zurück.

Am Kronplatz gondelten wir in die Höhe, trafen uns um zehn Uhr bei Tonis Hütte (beim Gipfel) und begannen den Skikurs, so wie wir eingeteilt waren.

Um drei Uhr nachmittags endete der Skikurs mit rituellem Aufstellen eines Skis und dankbarem Skistockklopfen gegen die Kanten.

Im Tal kamen wir dann so zwischen halbvier und vier Uhr an, entweder abgegondelt oder abgefahren und trafen uns dann auf der Terasse der ‘Gigger-Bar‘.

Nach einem Bier oder einer Apfelschorle traten wir um vier oder um halbfünf die Rückfahrt zum Hotel ‘Leitgamhof‘ in Kiens an.

Um sieben Uhr abends fand dann das mehrgängige Menü statt, das anschließende Programm des Veranstalters und der Gang ins Bett.

Das Programm bestand aus 1x Kegeln, 1x Fackelwanderung ums Dorf, 1x Taufe der Anfänger und Dank an die Skilehrer, 1x kein Programm und ziemlich oft Bilder und Filme vom Tage gucken.

Das alles klingt nun ziemlich nüchtern oder gar freudlos. Aber das war es nun nicht.

Während der Busfahrt in das Skigebiet haben wir immer den ‘Kleinen Nils’ von der CD gehört. Der ruft bei einem norddeutschen Sender mit Kinderstimme immer Leute an und bringt sie in Verlegenheit. Hinterher müssen die Leute dann erfahren, dass sie ‘die ganze Zeit im Radio waren’.

Einmal haben wir während des Abendessens an unserem Tisch viel gelacht. Wir hatten ein Spiel erfunden, bei dem es darum ging, möglichst genau zu erraten, wann der nächste Gang serviert wird. Ich wurde Zweiter.

Ach ja! Ich habe das Herrenklo in der Gigger-Bar aufgesucht, weil meine Tochter mich schon im vorherigen Skiurlaub auf dieses Klo hingewiesen hatte. Die Herren lassen ihre Wasser gegen eine große Glasscheibe, hinter der sich ein gegipstes Alpenpanorama befindet. Sehr eindrucksvoll!

Eine Schweinshaxe auf der Hütte…

…bei strahlendem Sonnenschein und g’führigem Schnee war so ein Highlight der letzen Tage.

Was mit Kniebeschwerden, einer dicken Backe (nicht unten sondern oben) und miesepetrigem Wetter begann, endete mit einer Schweins.. (s. o.). Ich kann nur sagen: Holladriho.

Der Sonnabend, der Tag also, als der Mann in Rom in die ewigen Jagdgründe einging, war ein perfekter südtiroler Ski-Tag. War doch ganz passend.

Schließlich ist der Pontifex auch mal Ski gelaufen. Das zur Lage der Nation.