Es geht mal nicht um die großen Dinge, die die Welt bewegen.
Schwamm im Haus, verwirrte Mutter und die Krise im Nahen Osten müssen mal ins zweite Glied zurücktreten.
Nein. Es geht um Fahrräder.
In der Nacht zum Sonntag sind bei uns auf dem Hof die beiden besten Räder geklaut worden; darunter Töchterchens gutes Gudereit.
Gestern nun sehen wir unser Töchterchen mit dem von der Mutter ausgeliehenen Aldi-Fahrrad wie sie nicht fährt, sondern schiebt. Eine Freundin hebt während des Schiebens das Hinterrad an, weil, nein, nicht die Kette abgelaufen ist, sondern das Seilschloss nicht mehr aufgeht.
Etliche Leute hätten sich schon an dem Schloss versucht, sogar ein alter Grieche.
Weil nun aber das Aldi-Fahrrad ein unverzichtbares Transportmittel für den Weg zur Arbeit ist, musste das Schloss noch geknackt bzw. zersägt werden.
Man sieht also meine Gattin und mich auf dem Hof mit drei Handsägen, zwei Zangen und weiterem überflüssigen Handwerkszeug dabei, das Seil des Schlosses zu zersägen.
Eine der Sägen erwies sich als Metallsäge, mit der es tatsächlich gelang, in ungefähr einer halben Stunde und einem Jever als Schmiermittel, das Seil zu zersägen.
Zwischendurch beäugte uns eine junge Frau misstrauisch, weil sie uns zunächst als Fahrraddiebe einstufte.
Wie sich zeigte, handelte es sich um eine traumatisierte Studentin, der in kurzen Abständen schon sechs (ich wiederhole: SECHS) Fahrräder gestohlen worden sind. Dabei hatte es keine Rolle gespielt, dass die Räder fest angeschlossen waren oder sich in Kellerräumen befanden.
Sie würde Kiel hassen!
Heute morgen nun sind wir zu Fuß gegangen, weil es in Strömen regnete.
Plötzlich, ich friedlich auf dem Sofa, das wärmende Notebook auf dem Schoß, schreckte mich ein schrecklicher Schrei aus der trügerischen Ruhe.