Sturm und Drang


Das waren noch Zeiten! Es war natürlich kein Zuckerschlecken. Bootsmann Clausen, der da an der Reling steht, hat mich und die anderen Jungs ganz schön rangenommen, damals.

Aber hat es uns geschadet? Ich sage: Nein. Danach, nach den Erfahrungen auf der tobenden See, konnte man mit gutem Gewissen Verantwortung am Schreibtisch übernehmen.

Nun können wir unsere Pension erhobenen Hauptes verzehren!

Eine Frage der Ehre

Sie betreten das Büroklo. Sie haben das „kleine“ Bedürfnis. Nur Sie sind anwesend. Jedes Urinal hat einen Spülknopf. Über den drei Urinalen kleben Zettel mit dem Text:

Bitte kräftig spülen!

Auf dem Grunde des linken Urinals suppt eine gelblich-orange-farbene Flüssigkeit vor sich hin. In den beiden anderen Keramiken befindet sich klares Wasser.

Wie verhalten Sie sich?

Bonbons

In den Taschen der warmen Jacke waren noch Bonbons. Die sind noch aus der physiotherapeutischen Praxis, die ich am Jahresanfang aufgesucht habe.

Ein Rezept war da auch noch in der Innentasche, das ich noch „einreichen“ muss (40 Euros).

Ob die Bonbons noch schmecken? Haben die ein Verfallsdatum?

(Dieses ständig wiederholte blöde „noch“ ärgert mich. Ich lass es aber noch mal stehen. Und noch was: Man sagt jetzt „giveaways“ zu den Bonbons. Find ich auch Sch…)

Lesen in der Toskana

Von Freunden mal kurz auf ihr Anwesen in der Toskana eingeladen zu werden, ist schon eine schöne Sache…

…wenn sie dann auch noch so generös sind, den Flug aus dem kalten Norden zu organisieren, ein schönes Auto mit Chauffeur bereit zu stellen, damit man auch bequem zum Flughafen kommt und vom Flughafen Milano zum Anwesen in den Bergen…

…fühlt man sich wirklich gut aufgehoben.
Der Spaziergang durch die Latifundien…

…beleuchtet von den Strahlen den sinkenden Sonne…

…ist schon ein besonderes Erlebnis. Die Gastgeber sind der Welt der Literatur ergeben und bieten den Gästen…

…an völlig überraschenden Stellen des Weges…

…wunderschön in die Landschaft eingebettete Bibliotheken mit ausgesuchten Büchern jeglicher Provenienz…

…um empfindsame Geister nicht abzuschrecken, sind die Bücher scheinbar chaotisch angeordnet. Die Statik der Regale wirkt instabil. Das ist aber von dem renommierten Gartenarchitekten…

…durchaus beabsichtigt, um auch dem scheuen Leser Lust auf das Buch zu machen.

Die effektvoll drapierten Gartengeräte und sonstigen bibliotheksfremden Utensilien sollen den Geist einerseits von eingefahrenen Geleisen ablenken und andererseits neugierig auf das Unerwartete machen.

Man nimmt sich also sein Buch und setzt den Weg durch die Abendsonne fort.

Sagt die Lektüre nicht zu, wird man in kurzer Zeit andere Bücher in anderen Bibliothekshäuschen…

…finden und die Lektüre nach Belieben austauschen können.

Bestandteil eines jeden Häuschens ist ein Weinkeller, die die köstlichen Weine der Region…

…teilweise sogar aus dem eigenen Weinberg des Gastgebers zur freien Verfügung anbieten.

Wir bedanken uns auf das Herzlichste für diesen schönen Abend. Der Zwiebelkuchen war übrigens unübertrefflich!

Duplizität der Ereignisse

Vorgestern, in der Abenddämmerung, stadtauswärts, neben uns ein schwarzer Lamborghini Diablo.

Wir, in einem Golf II, daneben, an der Ampel.

Die Ampel springt auf Grün, die Erde bebt, der Diablo röhrt und entschwindet vor uns mit aggressivroten Lichtern.

An der nächsten Ampel ist der Diablo in unserer Spur direkt vor uns. Blubberndes Geräusch. Da, ha! Die beiden Autos haben Gemeinsames. Nicht nur das „KI“ im Kennzeichen ist identisch, sondern auch die „888“.

Die Ampel gibt wieder den Start frei und wir unterliegen erneut. Dann hat das Geschoss aus Sant’Agata-Bolognese einen Wagen zwischen uns gebracht. Werden wir das wieder gut machen können?

Nein, keine Chance. Der Schmierlappen im Cockpit (Klassifizierung durch meine Gattin) biegt rechts ab.

Wir müssen geradeaus weiter.

(Das Foto gibt leider nicht die obige Situation wieder)